Die Beziehung zwischen Kaffee und dem Einwegbecher zum Mitnehmen ist kompliziert. Auf der einen Seite sind Einwegbecher eine unglaubliche Verschwendung. In Deutschland werden jährlich 2,8 Milliarden Einwegbecher verbrauch, weltweit sind es jedes Jahr schätzungsweise 16 Milliarden Einweg-Kaffeebecher die verbraucht werden, obwohl wiederverwertbare und kompostierbare Optionen immer beliebter werden, landet der überwiegende Teil immer noch auf der Müllkippe.
Dennoch sind sie eine Art notwendiges Übel für Kaffeegeschäfte, vor allem in den ersten Tagen der Pandemie, als wiederverwendbare Becher noch keine Alternative darstellten. So hatte Starbucks mit dem Beginn Coronavirus-Pandemie mitgeteilt, es keine wiederverwendbaren Kaffeebecher der Kunden mehr befüllen zu wollen und dieses mit Präventionsmaßnahmen begründet.
Abhängigkeit von Einwegbecher
So ärgerlich ihr Dasein auch sein mag, Einwegbecher zum Mitnehmen sind das Lebenselixier vieler Cafés auf der ganzen Welt, und sie sind – zusammen mit den dazugehörigen Deckeln – auch Gegenstand der jüngsten Probleme in der Lieferkette, die den Coffee Shops zu schaffen machen.
Probleme in der Lieferkette haben in den letzten Jahren einigen Sektoren der Kaffee-Industrie erheblichen Schaden zugefügt, obwohl die Probleme in der Vergangenheit hauptsächlich den Export von Rohkaffee aus dem Ursprungsland betrafen. Während die Exportprobleme in der Kaffee-Lieferkette nachgelagert sind, ist der Mangel an Kaffeebechern eines der ersten Lieferprobleme, das sich direkt auf den Einzelhandel auswirkt.
Wie das Wall Street Journal berichtet, hat ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren die Lieferung von Einwegbechern stark verlangsamt. Viele der Becher, die aus Übersee, vor allem aus China kommen, sitzen in den Häfen fest. In der Zwischenzeit leidet die inländische Produktion unter einem Mangel an Arbeitskräften in den Papierfabriken und einem Mangel an dem zur Beschichtung der Becher benötigten Harz, der durch eine lang anhaltende extreme Kältewelle in Texas im vergangenen Jahr verursacht wurde, die das Stromnetz des Bundesstaates lahmlegte.
Die Unternehmen suchen daher händeringend nach allen möglichen Bechervarianten, die sie in die Finger bekommen können. Bei Starbucks, dass laut WSJ sechs Milliarden Becher pro Jahr verbraucht, werden die übrig gebliebenen Weihnachtsbecher verwendet, und Wetzel’s Pretzels musste auf die eigenen Becher mit Logo verzichten und alles verwenden, was sie auf Amazon bekommen konnten, um den Bedarf ihrer 350 Filialen zu decken. Andere Coffeeshops boten aus dem Einwegbechermangel heraus allen Kunden, die ihren eigenen wiederverwendbaren Kaffeebecher mitbringen, vergünstigten Kaffee an.
Vorbild Mehrwegbecher-System
Sicherlich sind wir in der DACH-Region zum Glück nicht so stark von diesem Lieferproblem der Einwegkaffeebecher betroffen wie die USA. Das liegt jedoch auch mit daran, dass man hierzulande in den Cafés schon lange auf Porzellan- und Steingut-Tassen setzt, was in Amerika er selten der Fall ist. Zudem gibt es in Deutschland schon länger das Bestreben von verschiedenen Anbietern ein Mehrwegbecher-Pfandsystem für den Außer-Haus-Verzehr zu etablieren. Mit dem neuen Gesetz, welches der Deutsche Bundestag am 06. Mai 2021 beschlossen hat, soll Kunststoffmüll über die Pflicht zur Alternativen stark verringert werden. Demnach müssen Restaurants, Cafés und Imbisse beim „To-Go-Essen“ ab 2023 immer zusätzlich zur Einweg- eine Mehrwegvariante anbieten.
Seit 2016 ist Recup ist aus München einer der ersten deutschen Vorreiter Sachen Mehrwegbecher. Daneben gibt es inzwischen noch weitere Anbieter wie z. B. Tiffin Loop aus Berlin oder Vytal aus Köln, Letztere hat jedoch keine Becher im Angebot. Zudem gibt es leider noch immer kein bundeseinheitliches Mehrweg-Pfand-System für z. B. Kaffee2Go-Becher in Deutschland.